Glaubt man dem aktuellen Wohnungsmarktbericht Ostdeutschland 2017 der TAG Immobilien AG verzeichnet Jena als teuerste Stadt zukünftig nur noch geringe Mietsteigerungen. Jedoch wird es aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs noch enger als in Erfurt. In Jena stehen nur noch 1,1 % der Wohnungen leer. Und das, obwohl hier mit jährlich 3,2 Wohnungen pro 1.000 Einwohner (2009 bis 2015) der meiste Wohnraum in Thüringen entstanden ist (Statistisches Bundesamt). In Jena zahlt man mit 8,57 EUR/m² die höchsten Mieten in Ostdeutschland (Berlin und Potsdam ausgenommen), Weimar und Erfurt kommen im Mittel auf 7,00 EUR/m², Eisenach auf 5,76 EUR/m²; in Gera ist es mit 4,86 EUR/m² am günstigsten.
Ist Jena auch die teuerste Stadt, hat es hier seit Jahren nur noch geringe Mietsteigerungen gegeben (0,6 %). Die Stadt hat anscheinend die Grenze der Wohnkostenbelastung erreicht. Anders sieht es in Erfurt aus, wo das Mietniveau (2011 bis 2017) um 10,5 % gestiegen ist; in Eisenach sogar um 11 % und in Weimar um 7 %.
Jedoch führt Jena die Städte der Region auch bei der Wohnkostenbelastungsquote an: Mit 26,6 % schlägt sie nur noch in Potsdam und Berlin höher zu Buche. Allerdings ist sie in Jena innerhalb der vergangenen zehn Jahre nur noch um 1,5 % gestiegen. In Berlin hat sie im selbenZeitraum um 7,5 % zugelegt. In Weimar ist die Belastung der Haushalte durch die Wohnkosten mit fast 25 % ebenfalls vergleichsweise hoch. Der Wert ist aber binnen der letzten Dekade nur noch um 1 % gestiegen. Gera, Eisenach und Erfurt sind dagegen mit Belastungsquoten zwischen gut 19 und 21,6 % vergleichsweise günstige Wohnorte.
Innerhalb des letzten Monates wurde der neue Mietspiegel für Jena für die nächsten Jahre vorgestellt. Und wie zu erwarten war, sind die Mieten in fast allen Bereichen nach oben gegangen. Die maximale Miete nach Mietspiegel liegt nun bei 11,09 Euro pro Quadratmeter – kalt, wohlgemerkt. Da maximal 10 Prozent darüber noch möglich sind (aufgrund der Mietpreisbremse), läge in diesem Segment die maximale Miete für Neuvermietungen bei mittlerweile über 12 Euro. Im Vergleich zum vorigen Mietspiegel haben sich die Mieten vor allem bei den großen Wohnungen deutlich erhöht und liegen teilweise über 10 Prozent über den Mieten von vor zwei Jahren. Aber auch bei Mieten in den Plattenbau-Bereichen gibt es Anstiege – teilweise bis zu 17 Prozent. Allerdings ist hier die Vergleichbarkeit nicht mehr gegeben, da im neuen Mietspiegel aus einer Kategorie zwei Kategorien gemacht wurden.
Wir haben also demnach das Ende der Wohnkostenbelastungsgrenze erreicht, gefühlt sicherlich schon viel länger! Der neue Jenaer Mietspiegel deutet aber an, dass es mit den Mieterhöhungen weitergehen wird, da in diesem Zusammenhang auch keine politische Debatte in Jena stattfindet. Der Wohnungsbau ist aktuell auch weitestgehend eingestellt. Im 1. Quartal wurden in Jena gerade einmal 14 Wohnungen übergeben. In den Randgebieten Jenas gibt es auch kein Bauland mehr ausgewiesen, ja sogar Wohnbauland per Stadtratsbeschluss wieder zurückgenommen, um die Verdichtung der Stadt weiter voran zu treiben!
Aber in Jena zeigt sich auch seit einigen Jahren, daß sich die Kaufkraftentwicklung wesentlich schlechter entwickelt hat, als in den anderen Städten der Perlenkette.
Ergo ist die Stadt für die Bürger also grundsätzlich zu teuer. Und eine Verbilligung steht nicht in Aussicht. Dazu müssten mehrere Faktoren ineinander greifen. Vor allem aber müsste es in der größten Kostengrube, den Mieten, grundsätzlich Entlastungen erkennbar sein. Derzeit beschäftigt jedoch weder der Stadtrat noch die Verwaltung mit kostensenkenden Maßnahmen, eher noch umgekehrt. Deswegen verlassen schon länger vor allem jungen Familien die Stadt, da sie sich die Stadt schlichtweg nicht mehr leisten können. Solange jedoch immer wieder Nachzug gibt, werden wohl die Wohnungen Abnehmer finden, auch wenn bei Neuvermietung die Preise weiter steigen. Ein politische Umdenken ist in Jena derzeit nicht erkennbar und wird auch politisch nicht gefordert!
Verdichtung geht eben in Jena vor Neubau. Und für bestimmte Zielgruppen, wie eben gerade junge Familien entsteht derzeit kein bezahlbarer Wohnraum. Auch bei weiteren Kosten wie z.B. für Mobilität sind keine Entlastungen geplant. Da jedoch Jena attraktiv ist, vor allem mit seinem Bildungssystem, verzichten viele Familien auf viele Vorzüge und schnallen den Gürtel enger, solange es geht. Viel Geld für Kultur und Freizeit bleibt dann jedoch nicht mehr übrig und zum großen shoppen reicht es erst recht nicht! Aber auch das kann ja das Konzept der Stadt im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sein! Konsum ist ja auch grundsätzlich nichts nachhaltiges, Ironie aus!
Um das Wohnungsproblem zu ändern, müssten in Jena viel mehr Wohnungen gebaut werden, das aber nicht nur an einer Stelle, in Zwätzen. Eine Stadt muss in alle Richtungen wachsen, auch an den Rändern! Verdichten kann man nebenbei immer, aber nie als Hauptkonzept, wie es in Jena betrieben wird!
Was bedeutet Wohnkostenbelastung?
Definition: Der Indikator gibt die Wohnkostenbelastungsquote der Haushalte an. Diese beschreibt das Verhältnis der Ausgaben für Wohnkosten zum Haushaltsnettoeinkommen (jeweils abzüglich der Sozialleistungen für das Wohnen). Das Haushaltsnettoeinkommen umfasst die Summe aller Einkommensarten ohne Steuern und Sozialversicherungsbeiträge.
Der Indikator nimmt die kompletten Wohnkosten (inkl. Heizkosten und selbstnutzende Eigentümerinnen und Eigentümern) in den Blick und basiert auf Kennziffern der EU. Er gibt den Median der Wohnkostenbelastung an. Diese Belastung ist als Anteil aller das Wohnen betreffenden Kosten am verfügbaren Haushaltseinkommen definiert (Eurostat: “Median of the housing cost burden distribution”).
Liegt der Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen höher als 40 Prozent, geht man einer EU-Konvention folgend von einer Wohnkostenüberbelastung aus. Die Quote der Personen, die in derartig belasteten Haushalten lebt ((Eurostat: “Housing cost overburden rate”)), bildet den zweiten Teil des Indikators.
In die Grafiken fließen nicht alle Informationen des Indikators ein.
Hinweise zur Interpretation
Der Indikator wird nach Geschlecht, Alter, Haushaltstyp, Erwerbsstatus, Wohnstatus sowie dem Nettoäquivalenzeinkommen in den jeweiligen Gruppen differenziert. Zudem werden noch die Personen in Haushalten unterhalb der Armutsrisikoschwelle und oberhalb der Reichtumsschwelle ausgewiesen.